Nachmittags gab es dann noch eine Parade mit bunten Kostümen,
Trommlern, Tänzern mit Kostümen aus Okinawa und eine Gruppe
mit sehr komischen Masken, bei denen ich das Lachen manchmal nicht
unterdrücken konnte, wie andere Japaner neben mir auch. Von einem
Jihanki (Automaten) am Straßenrand habe ich mir 2 Chuhai
(alkoholisches Getränk) gezogen und damit die Parade in bester
Stimmung sowie die Getränke genossen. Das Festival neigte sich
dann gegen 16 Uhr seinem Ende zu.
An diesem Tag hatte ich mir vorgenommen, die Nacht nicht wieder in
Tokyo zu verbringen, sondern weiter nach Seibu-Chichibu zu fahren, um
dort am nächsten Tag die Pilgerroute an den 34 Tempeln zu
erkunden und endlich mein Zelt im Freien zu testen.
Seibu-Chichibu liegt im Nordwesten von Tokyo. Also bin ich von Narita
über Tokyo von Ikebukuro mit der Chichibu-Ikebukuro-Line nach
Chichibu gefahren. Auf der ungefähr 3-stündigen Fahrt wurde
es langsam dunkel. In meinem Onsen-Guidebook hatte ich gesehen,
daß es 1 Station vor Seibu-Chichibu in Chichibu-Yokoze ein sehr
gutes Onsen gibt. Also bin ich dort ausgestiegen und habe ein paar
Leute aus dem Zug nach dem Weg zum Chichibu-Yumoto-Onsen gefragt. Noch
als ich die Karte studiert habe, kamen die 3 Mädels wieder auf
mich zu und boten mir an, mich hinzufahren, da es ihrer Meinung nach
zu weit zu laufen wäre. Ich nahm dankbar an, denn es war schon
dunkel und kurz vor 20 Uhr, und um 22 Uhr machte das Onsen
zu. Unterwegs im Auto wurde ich natürlich wieder über alles
mögliche ausgefragt. Der kurze Lift war mein Glück, denn bis
zum Onsen wäre es ein Fußmarsch von wohl 20-30 min
gewesen. Mit dem großen Rucksack kein Spaß.
Das Yumoto-Onsen war klasse, leider hatte ich nur 2h Zeit - viel zu
kurz, um all die schönen heißen Bäder und Sauna in
Ruhe zu geniessen. Aber ich habe das Onsen bis zur letzten Minute
ausgekostet und völlig entspannt und erholt den weiteren Weg
angetreten.
Jetzt stand ich also mitten in Chichibu-Yokoze, es war nach 22 Uhr und
dunkel, und ich wollte endlich das erste Mail mit dem Zelt draussen
einen Schlafplatz suchen. Wo sollte ich mit Suchen anfangen? Ich hatte
keine Wanderkarte vom Ort dabei und mußte irgendwie einen
versteckten Platz im Wald oder auf einem Berg finden.
Direkt neben dem Onsen gab es eine Camping-Site am Fluß. Doch
dort sah es eher aus wie auf einer Baustelle mit der aufgewühlten
Erde. Außerdem, mitten im Ort wollte ich nicht mein Zelt
aufschlagen. Also bin ich Richtung Bahnhof losgezogen, da ich bei der
Ankunft dort im Halbdunkel noch einen Berg ausgemacht habe. Vor dem
Bahnhof endeckte ich dann eine Karte mit den Wanderwegen in die
umliegenden Berge - genau das, was ich brauchte! Also habe ich mir so
gut es ging, den Namen vom Berg und den Weg dorthin eingeprägt
und bin losgelaufen. Ich wollte ausserhalb von den Wohnvierteln, wo es
niemand stört nächtigen.
Nach einigen Umwegen habe ich dann den richtigen Trampelpfad ins
Unterholz gefunden. Dank richtiger Reise-Vorbereitung hatte ich auch
eine Taschenlampe dabei, die mir wertvolle Dienste auf dem Weg
über Stock und Stein im Dunkel des Waldes geleistet hat. Ich
hoffe, mich hat dort kein Japaner beobachtet, wie ich mich mitten in
der Nacht in den Wald geschlichen habe...
Auf einer Anhöhe im Wald wollte ich mich niederlassen und war
gerade dabei, das Zelt auszupacken, als es in einiger Entfernung
raschelte und ein oder mehrere Waldbewohner (ich tippe auf
Wildschweine) durch den Wald schlichen. Mit Besuchern hatte ich nun
nicht gerechnet. An einer Begegnung mit den Gästen im Schlaf
hatte ich auch kein Interesse, also alles wieder einpacken und
weiterziehen. Langsam wurde ich durch das Bergsteigen mit dem schweren
Rucksack auf dem Rücken auch ziemlich durstig, hatte aber
dummerweise in der Stadt keine Getränke mitgenommen. Das sollte
sich für die nächsten Male einprägen.
Nach einer halben Stunde anstrengenden Anstieg kam ich wieder auf eine
Straße und an Häusern vorbei. Noch ein Stück weiter
stand ich dann überglücklich plötzlich vor einem
Getränkeautomaten, die in Japan bekanntlich überall
rumstehen. Dankbar habe ich meine Flüssigkeitsreserven aufgetankt
und für die Nacht im Zelt etwas mitgenommen.

Dann bin ich wieder ein Stück zurück in den Wald und habe
mein Zelt aufgebaut. Im Dunkeln mit einer kleinen Taschenlampenfunzel
keine leichte Aufgabe. Bei diesem ersten Mal in freier Natur dauerte
es fast eine halbe Stunde. Ich hatte daheim in meiner Wohnung das Zelt
ja probehalber schon mal aufgebaut, aber im Wald war es dann doch
etwas anderes. Wie sich in der Nacht und am folgenden Tag rausstellte,
war der Patz schlecht gewählt: ich hatte das Zelt auf einer
schrägen Fläche aufgestellt, so daß ich ständig
von meiner Matraze runterrutschte und mich nur durch Gegenstemmen mit
den Füßen gegen die Zeltwand stabilisierte. Und unter dem
Zelt waren einige häßliche Baumwurzeln. Aber ich habe
Stück für Stück dazugelernt.
Die erste Nacht im Zelt kostete mich etwas Überwindung. Auf die
bequeme Unterkunft in der Jugendherberge zu verzichten, war
gewöhnungsbedürftig. Aber es war einfach phantastisch
draussen im Freien zu übernachten. Und ich hatte auch keine
Besucher in der Nacht.
7. Tag: Keine Bekehrung in heißen Bädern
Mo, 10.4. Yokoze -> Chichibu, Chichibu -> Odawara

Am Morgen nach der 1. Nacht im Zelt bin ich ausgeruht aufgestanden und
habe mir meinen Zeltplatz bei Tage betrachtet. Mitten im grau-braunen
Waldgestrüpp stach mein petroleumfarben-grünes Zelt
hervor. Also noch schnell ein paar Photos davon gemacht und das Zelt
zusammengepackt. Danach bin ich auf dem Waldweg bergab zurück in
den Ort. Einige Japaner schauten mir wieder nach, als ich mit dem
großen Rucksack dort auf dem Weg zum Bahnhof durch die
Wohngegend marschierte, in die sich wohl noch nie ein Ausländer
verirrt hat. Mit dem Zug bin ich dann 1 Station weiter von
Chichibu-Yokoze nach Seibu-Chichibu gefahren.

Aber warum wollte ich unbedingt nach Seibu-Chichibu? Nun, ich hatte
irgendwo - entweder bei einem Treffen der OAG (Ost-Asien-Gesellschaft)
in Tokyo (als ich von 2001-2002 dort wohnte) oder bei dem
DAAD-Stipendiatentreffen im DJZ (Deutsch-Japanisches-Zentrum) in
Berlin 2004 ein ausgemustertes Buch mit dem Titel "Chichibu - Japan's
Hidden Treasure" aufgegriffen, das über die 34 Kannon-Tempel von
Chichibu und eine Pilgerreise um diese Tempel herum ausführlich
berichtete und das als einzigartiges Kultur- und Naturerlebnis
anpries. Also dachte ich mir, das muss ja sehr sehenswert sein und so
sollte Chichibu mein erstes Ziel nach Tokyo und vor der Rundreise auf
der Halbinsel Izu Hanto werden. Soweit mein Plan.
Vom JR Bahnhof bin ich zum Hanatabata-Bahnhof gelaufen, von dem aus
einige entferntere Tempel erreichbar sind. Unterwegs kamen mir schon
die ersten Zweifel, daß das eine interessante Tour werden
könnte. Ein trister Ort mit kaum irgendwelchen Grün
dazwischen war mein erster Eindruck. Die Häuser teilweise
runtergekommen. Und fast nur ältere Leute.

Ich dachte mir, bevor ich mit dem Zug weiter rumkutsche, kann ich ja
mit dem Pilgerpfad in dem Ort schon mal anfangen. Neben dem
Hanatabata-Bahnhof lag gleich um die Ecke der Jinga-Tempel. Dort
schwebte mir erstmal von dem Dieselgenerator, der direkt neben dem
Tempel stand, unangenehmer Abgasgeruch in die Nase, was dem
kulturellen Erlebnnis nicht gerade zuträglich war. Nicht gleich
aufgeben, dachte ich mir noch. Nebenan war übrigens ein
Kindergarten an den Tempel angegliedert. Der Rauch fördert sicher
die Gesundheit der Kleinen...

Die Kirschblüte vor dem Tempel rettete das insgesamt traurige
Gesamtbild an diesem Platz dann auch nicht mehr. Dann bin ich zum
nächsten Tempel , der auch auf der Straße mehr oder weniger
deutlich ausgeschrieben war (die Tempel werden nur mit ihrer Nummer
auf dem Pilgerpfad ausgeschrieben). Der nächste Tempel war auch
nicht gerade umwerfend und so bin ich weiter durch den trostlosen Ort
geirrt, und mein Wunsch verstärkte sich, umzukehren.
Dann fing es noch an zu nieseln und es war beschlossene Sache,
daß ich hier verschwinde und wieder ein Onsen
aufsuche. Eigentlich wollte ich auch von Chichibu Richtung
Westküste von Izu Hanto trampen, aber ein Blick auf die Karte
belehrte mich eines besseren - es gab keine Straße, die mich
direkt dort hingebracht hätte. Wenn, dann nur extrem
umständlich. Also habe ich mich für den Umweg über
Tokyo, Shinjuku entschieden. Da mir die Touri-Info in Chichibu kein
preiswertes und gut erreichbares Onsen im Ort ermpfehlen konnte, habe
ich mich nach einem Blick in meinen Onsen-Guide für das Aqua
Resort in Iruma bei Hanno auf dem Rückweg nach Shinjuku
entschieden.
Nch der anschließenden Zugfahrt in Iruma angekommen, habe ich
das Onsen nach 2x Weg erfragen und 1/2 Stunde Fußmarsch
erreicht. Der Rucksack mit seinen 16 Kilo drückte schon
ordentlich. Der Eintritt mit 500 Yen war OK, und meinen schweren
Rucksack konnte ich an der Rezeption aufgeben. Ich habe die heissen
Bäder nach dem vielen Laufen an diesen Tag richtig genossen.
In dem Onsen hatte ich noch eine interessante Begegnung mit einem
evangelischen Pastor aus Deutschland, der mit seinem Kleinkind im
Schlepptau ins Bad stieg. Wir kamen ins Gespräch und er
erzählte mir, daß er schon seit etlichen Jahren in Japan
wohnt und für seine Gemeinde auf Japanisch predigt. Japaner
kommen zu ihm (zu einem Deutschen!), um sich (auf Japanisch) bei ihm
Rat zu holen und er macht auch bei Japanern Hausbesuche. Letzteres
kenne ich noch von meinem Großvater, bei dem jede Woche der
Pastor zum persönlichen Gespräch bei uns zu Hause (in
Deutschland) vorbeischaute, weil mein Opa nicht mehr gut zu Fuß
unterwegs war.
Doch zurück zum Onsen: Zwischendurch unterhielt sich der Pfarrer
noch mit einem Japaner und das zeigte mir, daß er fließend
Japanisch sprechen konnte. Kein Wunder, wenn er auch Predigten auf
Japanisch halten muß... Zuguterletzt hat er mich noch
eingeladen, ihn zu besuchen. Allerdings habe ich ihn augenzwinkernd
darauf hingewiesen, daß er bei mir wohl wenig Chancen auf eine
Bekehrung hat...
Es war inzwischen dunkel geworden, als ich mich auf den Rückweg
zum Bahnhof machte. Unterwegs kam ich an einer großen
Brücke vorbei und ich spielte mit dem Gedanken hier am
Flußufer mein Zelt aufzubauen, dann hätte ich gleich
unkompliziert einen Schlafplatz gefunden. Aber es war erst gegen 9 Uhr
abends und ich wollte nicht schon wieder in Tokyo festsitzen. Also bin
ich nach Shinjuku weiter. Es war schon ein "strange feeling" als
Backpacker mit dem großen Rucksack mitten im Shinjuku Bahnhof
rumzulaufen, wo viele mit Anzug von der Arbeit kamen (so lange wird
halt in Japan gearbeitet). Nur raus aus Tokyo! Also weiter mit dem
Odakyu-Express in etwa 1 1/2 Stunden bis nach Odawara, bis zur
Endstation. Leider habe ich dadurch nichts mehr von der Umgebung
gesehen, draussen war es bereits stockdunkel.

Odawara sollte meine erste Nacht am Strand werden. Nach etwa 20 min zu
Fuß war ich endlich am Meer. Ein geniales Gefühl, das
Rauschen des Wassers und die Wellen ans Ufer schlagen zu
hören. Direkt am Ufer führte der Highway entlang. Unter dem
Highway hatte ich genügend Abstand zum Wasser, feinen ebenen
Sandboden, um das Zelt perfekt aufzubauen und war geschützt vor
eventuell einsetzenden Regen. Der Lärmpegel von den Lastern war
unter dem Highway erstaunlich niedrig, das Meer war eigentlich
lauter. Und so baute ich schließlich total müde meinen
Schlafplatz auf.
8. Tag: Onsen-Marathon und Zelten im Regen
Di, 11.4., Odawara -> Hakone Yumoto
Ich habe lange und gut geschlafen am Strand von Odawara unter dem
Highway. Das (leise) Rumpeln der Laster, die über den Highway
donnerten, wurde übertönt von den Wellen, die am Strand
aufschlugen. Allerdings war die Brandung auch nicht so laut, das es
mich störte. Nein, ich mag die Geräusche, die das Meer mit
den Wellen erzeugt und könnte stundenlang hinhören. Das ist
für mich so ähnlich wie am Lagerfeuer, da kannte ich ewig
fasziniert den Flammen zuschauen und es knackt so herrlich, wenn das
Holz durch die Hitze zerspringt.
Ich wachte auf, es war schon hell draußen und ich hörte in
der Nähe immer wieder ein paar Schiffsgeräusche, drehte mich
aber sofort um und schlief gleich wieder ein. Als ich dann endlich aus
dem Zelt schlüpfte, war es schon fast Mittag. Ich packte wieder
"schnell" mein Zelt zusammen - d.h. konkret, jedesmal den ganzen
Rucksack wieder neu einpacken, weil alle Sachen wieder in einer
bestimmten Reihenfolge eingepackt werden mussten, und das dauert
ca. mindestens 1/2 Stunde.

Dann suchte ich meinen Weg zurück in die Stadt Richtung Bahnhof,
wobei sich der Hinweg am Vorabend noch wesentlich einfacher
gestaltete. Ich musste ein paar Japaner fragen, bis ich wieder auf dem
richtigen Weg war. Ein älterer Japaner verwickelte mich auch
wieder gleich in ein längeres Gespräch, was darauf
hinauslief, daß wir zum Schluß die Gemeinsamkeiten und
guten zwischenstaatlichen Beziehungen zwischen Japan und Deutschland
hochlobten. Solche spontanen Gespräche bauen mich auf, wenn ich
merke, daß da ein echtes freundschaftliches Interesse und
Anerkennung für das jeweils andere Land da ist. Daran sollten
sich die USA mal ein Beispiel nehmen!

Weiter ging es, vorbei am Odawara-Schloß, wo ich nur ein paar
Photos machte von einer roten Brücke. Das Wetter gefiel mir
allerdings immer weniger. Mittlerweile nieselte es schon, und das zur
Zeit der Kirschblüte - wo ich mir eigentlich bestes Reisewetter
erhofft hatte. Am Bahnhof überlegte ich dann, ob ich gleich den
Round-Trip um die Izu-Halbinsel (Izu-Hanto) antreten sollte, oder noch
einen Abstecher nach Hakone-Yumoto (Hakone - heiße Quellen) -
DEM Erholungsort der Japaner und Onsen-Fans mache. Bisher war ich nur
einmal dort und das auch nur sehr kurz, um in der Nähe vom
Bahnhof mit einer Freundin ein Onsen aufzusuchen.

Eigentlich kann ich es mir diesmal ein bischen länger anschauen
und vielleicht auch zelten, dachte ich mir und so setzte ich mich in
den Zug nach Hakone-Yumoto. Diese Gegend ist zu Recht die
Meistbesuchte in der näheren Umgebung von Tokyo. Unterwegs im Zug
leuchteten mich saftig grüne Wälder an - Natur pur. In
meinem Onsen-Guidebook hatte ich schon ein günstiges Onsen
ausgesucht, das Yajikata-Onsen, das vom Bahnhof aus leicht zu finden
war.
Dort wird man wie im Hotel begrüßt, aber ich konnte bei den
Bediensteten auch ein verstecktes Schmunzeln wegen meinem riesigen
Rucksack bemerken (das muss in etwa so gewirkt haben, wie wenn ein
Reisender mit 2 großen Koffern in ein Restaurant eintritt - das
passt einfach nicht). Natürlich wurde ich korrekt und freundlich
behandelt, aber das Tuscheln unter den Leuten habe ich dann doch
mitgekriegt. Arrgh, da ist man dann wieder dieser Gaijin, der komische
Ausländer. Aber dafür man hat ja auch gewisse Freiheiten,
bzw. Narrenfreiheit als Ausländer, die sich ein Japaner nicht
herausnehmen kann - z.B. im Onsen photographieren (natürlich,
nachdem man vorher die Erlaubnis dazu bekommen hat). Das Onsen selber
war richtig klasse (wie erwartet), zwar klein aber fein, mit
Aussenbecken (dem sog. Rotenburo).
Dadurch, daß ich die letzten 2 Nächte im Zelt verbracht
hatte, und ich meinen neuen Sharp Zaurus ständig benutzte,
vorwiegend das dt./jap. Wörterbuch und um den Reisebericht
weiterzuschreiben, war der Akku fast leer. Hier waren Steckdosen und
ich konnte endlich meinen Zaurus wieder aufladen. Das war auch
deswegen praktisch, weil ich dann wieder in (den selten vor allem
kostenlosen) WLAN-Cafes nach neuen Mails checken konnte. In den
meisten Cafes oder Restaurants (in denen ich unterwegs eingekehrt bin)
sind die Steckdosen nämlich entweder verdeckt, zugeklebt, oder
einfach gar nicht vorhanden. Wer rechnet schon damit, daß so ein
schräger Ausländer mit seinem elektronischen Equipment
herumreist und dann nicht mal im Hotel, sondern auch noch im Freien im
Zelt übernachtet (hat das überhaupt jemand ausser mir
gemacht?)! Für einen Japaner gar nicht vorstellbar, draussen im
Zelt zu übernachten (ausser vielleicht Bergsteiger), und jeder,
dem ich davon erzählt hatte, dachte zuerst, ich binde ihm einen
Bären auf - bis ich die Bilder auf meinem Zaurus
präsentierte...
Als ich aus dem Yajikata-Onsen kam, war es schon halbdunkel und es
regnete zunehmend stärker. Es wurde Zeit, einen Platz zum
Übernachten zu finden.

Ich zog weiter aus dem Zentrum Richtung Berghänge, einen
aufgespannten Regenschirm unter den Arm geklemmt, um mit der Kamera
das im Dunkel mit Neonlampen leuchtende Ortsausgangsschild zu
photographieren - "Hakone Yumoto Onsen, vielen Dank und kommen Sie
wieder!". Unterwegs habe ich mir zur Aufheiterung und gegen den Regen
ein Chuhai (den bekannten Alkopop) am Straßenautomaten gezogen,
was mit Riesenrucksack, Regenschirm unterm Arm und Kleingeld
raussuchen nur sehr umständlich zu bewerkstelligen war. Als dann
der Alkohol seine Wirkung entfaltet hatte, war ich trotz des Regens
wieder bei bester Laune und hatte genügend Energie für einen
langen Marsch.

Die Ryokans (traditionelle gehobene jap. Herberge) und großen
Hotels am Wegesrand habe ich geflissentlich ausgelassen, da ich von
denen noch Preise ab 10.000 Yen aufwärts für eine
Übernachtung in Erinnerung hatte. Dann ging es steil eine
Straße hoch und ich stand nach einem schweißtreibenden
Anstieg (wegen dem schweren Rucksack) vor dem nächsten Onsen mit
akzeptablen Eintrittspreis (ich glaube es waren ca. 1000 Yen) und
einem Hotel gegenüber. Also habe ich mir überlegt: wenns
nicht zu teuer ist ab in ein warmes Zimmer und am nächsten Morgen
gleich ins Onsen gegenüber! Dann bin ich zur Rezeption und als
ich den Preis pro Person für die Übernachtung von 3800 Yen
hörte, war ich einverstanden und wollte gleich einchecken. Das
war aber nur die halbe Miete, denn der Hotelangestellte erklärte
mir gleich darauf, daß nur 2-Bett-Zimmer verfügbar sind und
ich deshalb den Preis für 2 Personen bezahlen muß. Das war
mir dann aber doch zuviel und ich habe mich niedergeschlagen mit einem
freundlichen "Nein Danke" gleich wieder verabschiedet. So bin ich noch
eine ganze Weile im Regen herumgezogen und schließlich festigte
sich die Idee, die Nacht heute auch im Zelt zu verbringen.
Es regnete bereits in Strömen und es war schon später Abend
so gegen 21 Uhr geworden. Eine Straße, die bergauf und aus dem
Ort heraus zum Wald führte, bin ich immer weiter
gelaufen. Inzwischen hatte ich auch schon meine Taschenlampe
rausgekramt, da die Straße nicht beleuchtet war. Meine Jeans war
schon total durchnäßt, aber das machte schon nichts mehr
aus. Und ich bin froh gewesen, die festen Wanderschuhe mitgenommen zu
haben, die mir bei dem Sauwetter sehr gute Dienste leisteten.
Nach einer Weile laufen, schon außerhalb der Wohngegend war kurz
vor dem Wald ein von Netzen eingezäunter Trainingsplatz auf einer
leicht abschüssigen Fläche, wo noch genügend Platz zum
Zelten auf dem Rasen zwischen Straße und den Netzen war. Also
habe ich dort am unteren Ende der Fläche schnell mein Zelt
ausgepackt und aufgebaut. Nach einer Weile bemerkte ich, daß
just an dieser Stelle, wo es abflachte, das Wasser von der ganzen
geneigten Ebene herunterlief und sich sammelte, und ich stellte mir
schon in Gedanken vor, wie mein Zelt in der Nacht im Regen
absäuft. Also nochmal das ganze Zelt angehoben und unter Fluchen
weiter oben plaziert. Den Rucksack hatte ich derweil an einen Mast
gelehnt und den Regenschirm darüber gespannt, um den Inhalt zu
schützen. Das hieß aber, das ich nun im gnadenlos auf mich
niedergehenden Regen das Zelt umdisponierte. Das ging dann umso
schneller. Als das Zelt dann endlich stand (Rekordzeit!) habe ich
schnell den Rucksack hineingeworfen und mich ins Zelt begeben. Beim
Auspacken vom Rucksack stellte sich heraus, daß trotzdem die
Hälfte der Sachen darin naß geworden war. Die Bücher
hatten glücklicherweise nur wenig abbekommen.
Nun brauchte ich noch Trinkvorräte für die Nacht und den
Morgen. Außerdem wollte ich noch nach Deutschland mit meiner
Freundin telefonieren. Also bin ich nochmal mit Lampe, Regenschirm und
Geld zurück in den Ort zum nächsten Jidohanki
(Getränkeautomat) - der ja bekanntlich an jeder Ecke steht - und
danach zur Telefonzelle. Das war dann schon kurz vor Mitternacht. Am
Telefon habe ich erstmal mein Herz ausgeschüttet von der harten
Prüfung vom ersten richtigen "Urban Camping" (nenne ich jetzt mal
so angelehnt an "Urban running").
Mit einem warmen Tee (der war wirklich genial) und Chuhai bin ich
zurück ins Zelt. Und dort angekommen, gleich in den Schlafsack
gekrochen. Durch den Regen wurde es nämlich langsam schon etwas
kühl, selbst mit Hose und Jacke im Schlafsack.
Im Zelt habe ich nun meinen Reisebericht auf dem Zaurus-PDA
weitergeschrieben, mit der Taschenlampe an der Zeltdecke und einem
warmen Tee neben mir. Der Regen prasselte draussen in Strömen auf
das Zelt - und sonst kein anderes Geräusch, das war einfach ein
geniales Gefühl! Ich war noch lange wach und habe dem Regen
gelauscht. Allerdings war der Regen so laut, daß ich dann nur
schwer einschlafen konnte.
9. Tag: In der Stadt des Navigators
Mi, 12.4., Hakone Yumoto -> Ito (Izu Hanto)
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte der Regen
aufgehört. Auf der nahegelegenen Straße fuhren gelegentlich
Autos vorbei, die wohl auch einen kurzen Blick auf mein
erbsengrünes Zelt warfen. Als ich dann vor das Zelt trat, hatte
ich einen schönen Ausblick auf die Berge gegenüber, und
neben der Straße die Reste verblühender
Sakura-Kirschblüte. Nun sah ich bei Tageslicht auch die Stelle,
an der ich am Abend davor mein Zelt zuerst aufgestellt hatte. Dort
stand alles unter Wasser. Ich war so was von froh, daß ich mein
Zelt nochmal umgestellt habe! Gleich neben dem Zelt entdeckte ich auch
einen Wasserhahn, der frisches kühles Wasser zum Zähneputzen
spendete. Beim anschließenden Zusammenpacken der Sachen
mußte ich feststellen, daß immer noch die Hälfte der
Sachen naß war. Wann sollte es auch trocknen, wenn es die ganze
Nacht regnet und sich die Feuchtigkeit im Zelt sammelt...
Nachdem ich zurück in den Ort marschiert bin, brauchte ich nicht
lange nach dem nächsten Onsen suchen. Das Hakone-no-Yu war das
erste, das auf dem Weg lag. Und es war auch in meinem Onsen-Guidebook
beschrieben. Der Eintritt kostete 2000 Yen und ich kam gerade an, als
um 10:30 Uhr geöffnet wurde. Endlich mal der erste Gast im Onsen!
Da die heißen Bäder noch vorbereitet wurden, habe ich mir
solange im Ruheraum (Kyukei-Shitsu) die Zeit vertrieben.
Als alles fertig war und ich den Badebereich betreten habe, gingen mir
als eingefleischter Onsen-Fan fast die Augen über. Ein
großer Außenbereich (Rotem-Buro) mit wunderschönen
Steinbecken! Ich habe jedes Bad lange genossen. Die pure Erholung!
Dieses wunderschöne Onsen wollte ich unbedingt mit meiner Kamera
festhalten. Ich habe deshalb die Japaner gefragt, ob es etwas
ausmacht, wenn ich ein paar Photos schiesse. Zur Begründung sage
ich immer, daß ich für meine Freunde in Deutschland, die
nicht nach Japan kommen können, unbedingt ein paar Photos machen
will. Das wird meist akzeptiert.
Ich habe dann bestimmt eine halbe Stunde mit meiner Kamera
rumgenipst. Einige Japaner wollten sogar unbedingt mit aufs Bild ;-)
Nach dem ausgiebigen Bad habe ich die Fußmassagegeräte
ausprobiert, die ich bisher auch nur in Japan gesehen habe. Dazu
steckt man die Füße in das Massagegerät und
läßt es sich dann gut gehen. Kitzelt ungemein, wenn man es
nicht gewöhnt ist, und man muß sich zusammenreißen,
die Füße nicht gleich wieder rauszuziehen.
Anschließend bin ich wieder in den Ruheraum, wo ich mit einem
älteren Japaner ins Gespräch kam. Er hat mich allerlei
gefragt und wir haben uns wohl 1 Stunde lang unterhalten. Nach einem
Mittagessen mit Soba-Nudeln und Bier war ich dann so müde,
daß ich mich wie viele andere Japaner auch auf dem Boden im
Ruheraum ausgestreckt habe und eingeschlafen bin. Vollkommen erholt
und wiederhergestellt habe ich das Onsen verlassen und von außen
zur Erinnerung noch Photos gemacht - so gut hat es mir dort
gefallen.
Mit dem Zug ging es nachmittags von Hakone zurück nach
Odawara. Dort hatte ich im KFC kostenlos WLAN und konnte wieder mal
Mails lesen. Leider waren aber die Steckdosen zugeklebt und damit die
Onlinezeit beschränkt. Ich habe mich dann aufs stille
Örtchen zurückgezogen, da dort die einzige nutzbare
Steckdose zu finden war. Ich wollte auf meinem Zaurus ja den
Reisebericht noch weiterschreiben.
Nach dem Abstecher nach Hakone wollte ich endlich die Rundreise um die
Halbinsel Izu (Izu-Hanto) antreten. Eigentlich hatte ich vor, die
gesamte Strecke an der Küste entlang zu trampen. Am Anfang war
ich aber noch ein wenig bequem und so bin ich mit dem Zug zum
nächsten Ziel, nach Ito gefahren.
Nach Ito wollte ich fahren, weil es im Lonely-Planet als der Ort
erwähnt wird, wo Anjin-san - der Navigator (William Adams) in
Clavell's Buch "Shogun" ein Shiff für das Tokugawa-Shogunat
gebaut hat. Davon sieht man im Ort selbst natürlich nichts, aber
ich wollte aus Prinzip wenigstens mal dagewesen sein.
Als ich in Ito ankam, wurde es schon langsam dämmrig und nachdem
ich erfahren hatte, daß es dort keine Jugendherberge, sondern
nur ein Business-Hotel zum Übernachten gibt, wanderte ich noch
unschlüssig durch die Stadt, ob ich wieder im Zelt
übernachten soll, oder nicht.
Unterwegs bin ich mal wieder mit einem Japaner ins Gespräch
gekommen - diesmal ein Jugendlicher, der am Bahnhof rumgehangen und
nichts zu tun hatte. Der war dann ziemlich anhänglich.und hat
mich noch zum Ramen-Essen und auf ein Bier eingeladen. Manchmal kriegt
man bei der Gastfreundschaft schon wieder ein schlechtes Gewissen. Ich
wollte selber bezahlen, aber das hat er vehement abgelehnt. Er hat
dann auch noch angeboten, daß ich bei seiner Familie mit
übernachte, aber soweit wollte ich dann doch nicht mit.
Auf's Bussiness-Hotel hatte ich nicht soviel Lust, zumal das auch mit
knapp 5000 Yen zu Buche geschlagen hätte. Also habe ich mich
langsam aber zielsicher in Richtung Strand zum Hafen bewegt. Da stand
ich nun - die Wohnhäuser und Hauptstraße hinter mir, das
Meer vor mir. Dazwischen ich auf dem Streifen des Sandstrandes (naja,
keiner mit Palmen, der zum Baden einladen hätte). Anfangs hatte
ich noch starke Hemmungen so direkt vor den Blicken der Anwohner da
mein Zelt aufzuschlagen. Aber schließlich habe ich mich
überwunden und das Zelt aufgebaut. War am Abend ein schöner
Anblick mit den Lichtern der Stadt und den Schiffen draussen auf dem
Wasser.
10. Tag: Strandgolfer und persönliche
Reiseführer
Do, 13.4., Ito -> Inatori
Obwohl ich das Zelt in der Nähe der Hafenstraße am Strand
aufgebaut habe und früh viel Verkehr war, konnte ich sehr gut
schlafen. Dann wachte ich auf, die Blase drückte, ich war aber
einfach zu faul und müde, um das Zelt schon zu verlassen. Also
drehte ich mich nochmal um und schlief wieder ein.
Dann hörte ich wiederholt ein Klicken vor dem Zelt und machte aus
Neugier den Zelteingang ein wenig auf, um rauszuschauen. Da stand doch
tatsächlich früh um 8 Uhr ein Japaner am Strand und
übte Golfabschläge mit Steinen.
Nachdem der Strandgolfer weg war und meine Blase unerträglich
stark nach Erleichterung drängte, habe ich mich dann aufgerafft
und bin aus dem Zelt. Vor mir lagen ein paar Boote und hinter mir
rollte der Verkehr. Ich habe schnell noch ein paar Photos von meinem
Zelt mit der Stadt und dem Hafen im Hintergrund gemacht und dann
schnell zusammengepackt. Schließlich hatte ich keine Lust, von
den Leuten, die am Hafen vorbeischlenderten und von den Häusern
aus weiter beäugt zu werden, aber eigentlich hatte ich diese
Scham schon am Abend zuvor überwunden. Man gewöhnt sich an
Einiges.
Dann bin ich in die Stadt, unschlüssig, ob ich nun schon mit dem
Zug weiter Richtung Süden nach Shimoda aufbrechen sollte, oder
trampen oder noch was essen. Unterwegs habe ich noch ein Photo von
einem schmucken Oldtimer gemacht. Dann kam ich am Kaitensushi (Sushi
auf dem Rollband) vorbei, aber der machte erst um 11 auf und es war
kurz nach 10 am Vormittag.
Um die Zeit totzuschlagen bin ich mit dem 15-Kilo Rucksack noch eine
steile Straße in einem Wohnviertel hochgelaufen, vorbei an
Baustelle und Presslufthammer und als Belohnung hatte ich dann einen
Blick von oben auf die Hafenstadt von Anjin-san (aus "Shogun", siehe
voriger Eintrag). Nach dem Abstieg bin ich direkt in den Kaitensushi -
ich war der erste Gast! Ich habe nach langer Zeit wieder Unagi,
Maguro, Ika, Bintoro und Tamago gegessen, richtig lecker. Allerdings
war es mit 1700 Yen auch nicht gerade preiswert.
Nach dem Essen habe ich mich fürs Trampen entschieden, denn das
hatte ich mir für die Reise auch noch vorgenommen. Ich bin dann
ca. 1h rumgelaufen, um nach einer geeigneten Stelle für einen
Lift zu suchen. Und nach 5min hielt dann auch schon jemand. Das sollte
dann ein sehr lustiger Trip werden.
Wir hatten uns eine ganze Weile unterhalten, bis Suzuki-san vorschlug,
noch einen Abstecher nach Jokasaki (steile Felsenklippen bei
Izu-Kogen) zu machen. Ich hatte nichts dagegen, da ich sowieso Natur
sehen wollte und ich die Ecke nicht kannte. Auf meine Frage, was er
denn beruflich mache, kam die Antwort, daß er Hotaru
(Glühwürmchen) züchtet und früher im Shiyakusho
(Landratsamt) gearbeitet hat. Was es nicht alles gibt. Dann rief er
noch seine Frau an, sie solle doch mit dazukommen. Die Felsenklippen
bei Izu-Kogen waren wirklich imposant. Dann erklärte er,
daß er hier die Toilettenhäuser mit entworfen hat (sic!) -
es wurde immer abgefahrener - und auch einen Park in der Nähe,
sowie das Abbild der Hängebrücke an den Klippen in Form
eines Steinmonuments. Jetzt mußte ich natürlich schon eine
Menge Lob und Erstaunen ausschütten, aber es war wirklich etwas
schräg. Dann kam seine Frau am Parkplatz mit dazu.
Wir fuhren weiter und hielten wenig später an einem kleinen
Sushi-Imbiß, wo er mir Inori-Sushi und Kotsurogu (oder wie
hieß frittiertes Huhn nochmal?) aushändigen
ließ. Anscheinend kannte er die Verkäuferin gut, da er
nichts bezahlte und sie die Gabe an mich auch bereitwillig
herausrückte. Oder ist er ein Yakuza (japanische Mafia)? Der Art
seines Auftretens nach zu urteilen, definitiv. Aber er war wirklich
ein lustiger Kerl. So wie Kikujiro (Kitano Takeshi) in "Kikujiro no
natsu" (Der Sommer von Kikujiro).
Als nächstes fuhren wir zum Park "Sakura no Sato" (Heimat der
Kischblüte), wo er mir erklärte, daß er eben diesen
Park auch mit entworfen hat, also die Kirschbaumsorten auswählen,
die Wege und Arrangements der Bäume ausdenken.
Hintergrundkulisse vom Park war ein kleiner erloschener Vulkan (seine
Aussage), mit den Kirschbäumen in voller Blüte ein wirklich
herrlicher Anblick.
Und dann schlug er noch vor, daß wir in seinem Golfklub
vorbeischauen und evtl. dort noch ins Sento (heißes Bad)
gehen. Irgendwie hatte er zuviel freie Zeit, was er mir auf Anfrage
auch bestätigte. Um es kurz zu machen: Er holte dann noch Bier
und eine Flasche Wein in seinem Golfklub (er ist Mitglied, nicht der
Besitzer - benahm sich aber ständig so) und schlug vor, daß
ich im Hotel in der Nähe vom Golfklub übernachte, da die
Jugendherberge, in die ich wollte, der Meinung seines Freundes nach
nicht so gut war. Ich ließ mich breitschlagen und im Hotel (in
etwa wie die JH von der Qualität her) haben wir in meinem Zimmer
zusammen mit seiner Frau dann noch das Bier getrunken. Den Wein hat er
mir überlassen. Was man an 1 Tag so alles erlebt...
Abends bin ich dann noch im Hotel ins heiße Bad und in die
Sauna. Dort habe ich mich noch mit einem Bauarbeiter unterhalten, der
dort auf dem Land im Straßenbau arbeitet, wo aber gerade Flaute
an Aufträgen herrschte und er wohl nichts zu tun hatte. Es war
ihm auch eher peinlich, darüber zu sprechen, also habe ich auch
nicht weiter nachgehakt. Seine Situation erinnerte mich auch an meine
leidvolle Zeit der Arbeitssuche in Deutschland. In der Nacht
mußte ich noch 5 Mücken erledigen. Habe alle erwischt. Dann
habe ich noch an dem Reisebericht weitergeschrieben und es wurde 2:30
nach Mitternacht bis ich mich schlafen legte.
11. Tag: Das schwarze Schiff und ein Onsen aus Holz
Fr, 14.4., Inatori -> Shimoda -> Rendaiji -> Dogashima ->
Shuzenji
Um 8:30 sollte mich dann eine Angestellte vom Golfklub abholen. Das
hatte Suzukisan am Tag zuvor noch arrangiert (wenn Japaner
Gastfreundschaft zeigen, dann immer bis zum Anschlag...). Ich war zwar
schon um 7 wach (aber noch müde von der kurzen Nacht), schlief
aber nochmal ein und wachte gegen 8 wieder auf (ohne Wecker und
Weckruf, hey!).
Ich packte schnell alles zusammen - für ein Bad im Hotel-Sento
war leider keine Zeit mehr - und wie erwartet klingelte
überpünktlich um 8:13 das Telefon, die Mitfahrgelegenheit
nach Shimoda war da. Gut, daß ich rechtzeitig alles gepackt
hatte. Im Auto habe ich mich nochmal für die Umstände
entschuldigt, aber für sie war das in Ordnung, da sie eh
vorhatten, nach Shimoda zu fahren. Außerdem war Suzukisan wohl
schon bekannt für solche Aktionen (anderen Leuten Verantwortung
aufzubrummen).
In Shimoda bin ich am Bahnhof ausgestiegen und habe ein paar Photos
vor dem Modell vom schwarzen Schiff gemacht, das am Bahnhof steht. Das
schwarze Schiff ist bekannt aus dem Film "Shogun" mit William Adams
als "Anjinsan" (der Navigator). Der Film entstand nach der Vorlage von
James Clavells gleichnamigen Buch.
Am Bahnhof habe ich dann meinen schweren Rucksack im offenen
Gepäckfach zurückgelassen, 500 Yen fand ich unverschämt
viel. Meinen PDA, Geld und Kamera habe ich mitgenommen. Wer sollte
schon etwas mit den restlichen 15kg Rucksack anfangen?!

Dann bin ich Richtung Hafen gelaufen, dort hatte ich beim Vorbeifahren
eine Replik vom schwarzen Schiff in Originalgröße
umherfahren sehen. Von dem Schiff habe ich allerdings nur Photos
gemacht, die Preise für eine kurze Rundfahrt sind sowieso nur
Touristennepp.
Danach habe ich einen kurzen Abstecher zum Schloßmuseum am Berg
gemacht, das mir von der Stadt aus als sehenswert auffiel. Die Frau
dort klagte mir dann ihr Leid, daß so wenige Touristen
vorbeikommen... Die meisten fahren nur mit der Gondelbahn auf die
Bergspitze für den Rundumblick auf die Stadt und das Meer.
In der Stadt selbst habe ich mir dann noch ein paar Tempel angesehen,
und es dann meinen Füße in dem Ashi-Onsen (warmes
Fußbad) vor dem Bahnhof gutgehen lassen. Die Fußbäder
im Freien habe ich bisher noch nicht (woanders) gesehen.
Auf Empfehlung des "Lonely Planet" bin ich anschließend mit dem
Zug eine Station weiter nach Rendaiji in das Onsen (heißes Bad)
im Kanaya-Ryokan (private Nobelunterkünfte) aufgemacht. Von dem
Onsen war ich wirklich beeindruckt - das Bad war vollständig aus
Holz gebaut, ich habe mich um 100 Jahre zurückversetzt
gefühlt. So muß ein Bad früher im alten Japan
ausgesehen haben!
Ich habe mich gefragt, wie die das ganze Wasserbecken aus Holz
abgedichtet haben. Sicher quillt das durch das Wasser auch auf, aber
jede Lücke hat das sicher nicht abgedeckt. Leider konnte ich von
dem großen Innenbecken nur ein Photo machen, die anderen sind
wegen dem vielen Dampf nichts geworden.
Die Übernachtung (Ippaku) im Ryokan hätte mit Abendessen und
Frühstück (Ni-Shoku) hätte 15.000 Yen gekostet, ohne
Essen 7000 Yen! Ohne Essen der halbe Preis! Hätte ich das eher
gewußt...
Von Rendaiji aus wollte ich zur Südspitze der Halbinsel und dann
an der Westküste entlang bis nach Shuzenji trampen. Ich
mußte nicht lange warten, da hielt ein älterer Herr und als
ich ihm von meinem geplanten Reiseroute erzählte, riet er davon
ab, das daüre zu lange, und ich solle doch mit ihm direkt zur
Westküste fahren. Ich fragte ihn, ob das nicht ein Umweg für
ihn ist, aber er bestand darauf, mich mitzunehmen und so stieg ich
ein.
Letztendlich fuhr er 35km in die entgegengesetzte Richtung, in die er
ursprünglich unterwegs war, da er wieder zurückfahren
mußte also insgesamt 70km. Er habe gerade nichts zu tun und viel
Zeit, meinte er unterwegs. Er arbeitet bei einem Reifenservice, die
Arbeit ist nicht so interessant und der Gehalt auch nicht besonders,
sagte er mir. Aber er sei schon zu alt, um sich nach etwas Neuem
umzuschaun. Und er hat 3 Söhne, die alle bei Tokyo und Chiba
leben. Yappari (wie erwartet), die Jugend zieht es alle in die
Großstädte. Nur die Älteren bleiben auf dem Land. Er
hat mich dann direkt nach Dogashima gefahren, wo es wieder
wunderschöne Felsklippen im Meer zu sehen gab. Dann zeigte er mir
dann noch ein kostenloses Onsen (heißes Bad im Freien), das
direkt in den Fels gebaut ist - mit phantastischen Ausblick aufs
Meer.
Das Onsen gehörte zu 2 Hotels nebenan, aber wenn man Bescheid
weiss, kommt man auch kostenlos rein. Selbst mit meinem großen
Rucksack bin ich nicht aufgefallen. So habe ich ein paar heiße
Bäder mit Blick auf - und direkt am Meer genießen
können. Und eisgekühlten Tee gab es auch gratis.
Als ich mit dem Baden fertig war wurde es schon langsam dunkel. Ich
versuchte es zwar noch eine 1/2h mit Trampen, aber keine Chance. Ich
wollte aber unbedingt noch nach Shuzenji im Norden von Izu Hanto
weiter, denn es war gerade mal 6 Uhr und jetzt schon ins Zelt steigen
wollte ich nicht. Ich stand sowieso schon einer Bushaltestelle
(günstige Stelle, um Tramper aufzulesen) und es kam mir bei
meiner Entscheidung auch gleich ein Bus zu Hilfe, der bis Shizenji
weiterfuhr. Kostete aber knapp 2000 Yen.
In Shuzenji angekommen rief ich in der Jugendherberge an und der Herr
dort teilte mir mit, das die Jugendherberge eigentlich geschlossen
ist, weil keine Saison (macht hauptsächlich nur in den
Schulferien auf). Nachdem ich ein wenig herumdiskutiert habe gabe er
zu, daß vor mir schon eine Japanerin eingecheckt hatte, und
daß ich doch übernachten konnte. Da es aber schon halb 9
abends war fuhr kein Bus mehr zur Jugendherberge, was etwa 20 min
gedauert hätte. Nach einer Weile Herumdrucksen bot er an, mich
mit dem kleinen Van der Jugendherberge abzuholen.
Kurz vor 9 sind wir dann angekommen. Dann fragte er nach dem
Jugendherbergsausweis, der bei mir schon 1 Jahr vorher abgelaufen
war. Ich habs versucht, und sagte ich wäre Mitglied, habe den
Ausweis aber zu Hause in Deutschland vergessen. Für Mitglieder
kostete es nämlich 2800 Yen, für Nichtmitglieder aber
3600. Er berechnete wie erwartet 3600 Yen. Arrrgh. Für die 2000
Yen Busfahrt + 3600 Yen Übernachtung hätte ich mir sparen
können, wenn ich in Dogashima im Zelt übernachtet hätte
und am nächsten Tag weitergetrampt wäre. Was solls, weg ist
weg.
Allerdings hatte ich dafür den Luxus, ein 4-Bettzimmer mit Tatami
ganz für mich allein zu haben. Keine Schnarcher, kein
Türenklappern, keine Frühaufsteher. Totale Stille. Ergo sehr
gut und bequem geschlafen. Leider war auch kein heißes Bad
möglich, aber am nächsten Tag bin ich ja schon wieder ins
Onsen gegangen.
12. Tag: Spendable Radfahrer und Glücksmomente eines Trampers
Sa, 15.4., Shuzenji -> Nagoya
Von der Jugendherberge bin ich bergab bis zur Hauptstraße
gelaufen und die weiter Richtung Shuzenji-Onsen-Zentrum.
Unterwegs hab ich den Daumen mal rausgehalten und schon hielt eine
Frau, die mich den 1 km bis zu meinem Ziel mitnahm. Im Gegensatz zur
Großtadt (siehe Hitchhiking-Experience in Nagoya weiter unten)
hab ich auf dem Land bis jetzt durchweg gute Erfahrungen gemacht mit
dem Trampen. Man hat sehr schnell einen Lift.
Eigentlich wollte ich in Shuzenji nur ins Onzen, das der "Lonely
Planet" so sehr empfiehlt. Dann habe ich aber gemerkt, das der
Shizenji-Onsen viel mehr zu bieten hat. An einem Tag mit Sonnenschein
ein absolut lohnenswertes Ausflugsziel.
Der am meisten besuchte Platz ist natürlich der Shuzenji
(Tempel). Ich fand den Take-Bayashi (Flecken Bambusbäume) vor dem
Tempel sehr schön arrangiert. Auf dem Weg dorthin bin ich an
einem Tampopo (dt. Pusteblume, Löwenzahn) vorbeigekommen. Sah
aber nicht aus wie ein Nudelrestaurant in dem gleichnamigen Film.
Über den kleinen Fluß, der Shuzenji in 2 Hälften
teilt, sind (mindestens) 3 knallrot angemalte Brücken gebaut, die
weiter hinten im Ort einen herrlichen Kontrast zu dem Grün der
Bäume und dem Fluß bilden.
Das vom "Lonely Planet" so gerühmte Tokko-no-yu-Onsen (mit einem
seltenen gemischten Bad für Männer und Frauen) gibt es
leider nur noch als Ashi-Onsen (heißes Fußbad, Ashi =
Fuß).
Bevor ich da hineinstieg, bin ich noch mit einem Japaner ins
Gespräch gekommen, der mit seinem High-Tech-Carbon-Rennrad
unterwegs war und gerade hielt, um ein Paar Photos zu
schießen. Das Rennrad wog so um die 8kg - möchte nicht
wissen, wieviel das gekostet hat. Wahrscheinlich 4000 Euro oder
mehr. Wir erzählten eine ganze Weile über meine Reise, ich
gab ihm eine Visitenkarte von mir (bin alle 10 losgeworden) und er
drückte mir zum Abschied einen 1000-Yen-Schein in die Hand mit
den Worten, daß er kein Geschenk für mich habe und mir
dafür eben etwas Geld gibt. Etwas erstaunt über die
großzügige Geste versuchte ich ihn zu überzeugen,
daß er mir doch gar kein Geschenk machen braucht, aber er
bestand darauf, daß ich annehme. Auch mein Argument, daß
ich nicht arm bin, zog nicht. Also nahm ich an.
Dann habe ich meine Füße im Ashi-Onsen ein wenig ausgeruht
und erfrischt. Nach einem langen Fußmarsch eine Wohltat die
Füße in heißes Wasser zu tauchen...
Bei dem folgenden Rundgang habe ich noch einen Take-Bayashi (kleiner
Bambus-Hain) am Fluß - versteckt hinter Häusern) entdeckt,
ein paar Photos von den roten Brücken gemacht. Mit den 1000 Yen
vom Radfahrer habe ich in einem Soba/Udon-Laden leckere Soba
(Soba-Nudeln in Miso-Suppe) zu Mittag gegessen.
In der Mitte von dem Ort gab es noch ein Sento, das ich besucht
habe. Gleich daneben steht ein - ich glaube Museum - das aussieht wie
ein Wachturm von einer Festung. Das Sento war modern gebaut, innen
alles aus Holz und Stein - aber nicht so traditionell wie das Onsen in
Rendaiji. Drinnen gab es nur ein O-Furo (Becken, Wanne, heißes
Bad). Schlicht aber schön. Das Deckengebälk aus
fächerförmig an 2 Raumenden angebrachten Holzbalken und das
Glasdach darüber habe ich auch eine Weile fasziniert
betrachtet. Leider hatte das Sento kein Rotenburo (Außenbecken),
da das gegen neugierige Blicke von den umliegenden Häusern nur
schlecht abgeschottet werden kann. Ein paar Japaner waren
schließlich noch so freundlich, ein paar Photos von mir im
heißen Bad zu machen.
Auf der Karte vom Onsen-Guide hatte ich gesehen, daß auf dem Weg
zwischen Shuzenji-Onsen-Zentrum und Shuzenji-Stadt, die vielleicht 2
km auseinanderliegen, eine Schnellstraße liegt, die ideal
Richtung Numazu in die Nähe zum Fuji-san führte. Ich
überlegte noch, ob ich 2-3 Tage die nähere Umgebung vom
Fuji-san erkunden soll, oder gleich nach Nagoya weiter, wo ich einen
Japaner besuchen wollte, den ich beim dt.-jap. Stammtisch in
München kennengelernt habe.
Nach etwa 20 min Fußmarsch bin ich an der Schnellstraße
agekommen und nach vielleicht 10 min hielt schon jemand und ich konnte
in eine noble Karosse einsteigen. Bei unserem Gespräch stellte
sich heraus, daß er IT-Manager war und so plauderte ich bei der
Gelegenheit ein wenig über meine Firma, die u.a. Consolen-, KVM-
und Powerswitche verkauft, was für ihn ja eventuell von Interesse
war. Unterwegs hatten wir phantastische Sicht auf den schneebedeckten
Mount Fuji, und er setzte mich dann auf dem Interchange
(Autobahnauffahrt) von Numazu ab, so daß ich freie Wahl hatte
zwischen Fuji-san und Nagoya.
Inzwischen hatte ich mich für Nagoya entschieden - den Fuji-san
will ich mir ein andernmal mit mehr Zeit vornehmen und evtl. auch
raufsteigen. Alle, die ich bis jetzt gefragt habe, haben übrigens
abgeraten, den Fuji-san zu besteigen, da es elend anstrengend ist, und
man nur über Geröll aufsteigt.
Also weitertrampen nach Nagoya. Hinter dem Interchange ging es sowohl
nach Nagoya als auch Richtung Tokyo. 3x hielten Autos, die mich
mitnehmen wollten, allerdings fuhren alle nach Tokyo. Dann kam ein
Wagen mit 3 Japanern (mit nem Kontrabaß hätt ich fast
geschrieben) auf mich zu, und ein Japaner erklärte mir, daß
ich hier nicht bleiben dürfe und den Interchange verlassen
soll. Das war aber für mich die ideale Stelle und so
argumentierte ich freundlich mit denen. Ich mußte dann aber doch
abziehen und bin an die Auffahrtstraße davor. Das war blöd,
kaum jemand kam, geschweige denn hielt (1 nach Tokyo), da stand ich
1/2h.
Also bin ich schon ziemlich frustriert weiter zurück an das Ende
der Schnellstraße, auf der ich vom vorigen Lift kam. Noch 1/2h
verging, Berufsverkehr, keiner hielt an, ich hielt mein Lächeln
hoch. Schon in Gedanken in dem Cafe sitzend, das vor mir stand, hielt
plötzlich ein Laster aus voller Fahrt hinter mir. Ich rieb mir
die Augen - mein Lift Richtung Nagoya! Yeah - und das, bevor es dunkel
wurde! Das sind die Glücksmomente in meinem kurzen Trampertagen
in Japan!
In der Fahrerkabine sah es aus wie bei "Hempels unterm Sofa", aber der
Kerl war total gut drauf, das paßte. Er rauchte zwar und ich
mußte meine Füße in eine unbequeme Haltung quetschen,
war mir aber in dem Moment egal.
Ziemlich schnell fanden wir zum gleichen Thema und lästerten fast
die ganze Fahrt über die USA, Bush und deren Kriege. Und waren
uns einig über die guten Beziehungen zwischen Deutschland und
Japan. Und er brachte mir noch ein wenig japanisches "Liedgut" bei
für Karaoke, wie er meinte. Von Freunden habe ich dann
später noch erfahren, daß es ein ziemlich versautes Lied
war (Kinta no uta)...
Vor Nagoya machte er sich bereits mehr Gedanken als ich und fragte, ob
ich denn nicht mal meinen Freund anrufen will, den ich besuchen
möchte. Also hielten wir an einer Raststätte im Osten von
Nagoya und ich rief den Japaner zwecks Überraschungsbesuch
an. Der war hocherfreut, daß ich tatsächlich nach Japan
gekommen bin und ihn besuche. Er bot mir gleich an, daß wir
zusammen trinken gehen, wenn ich in der Stadt bin, und daß ich
bei ihm übernachten könne. Wow, japanische
Gastfreundschaft!
Ich verabschiedete mich noch von dem Brummifahrer, der mit fragenden
Gesichtsausdruck, wie ich denn von der Raststätte in die Stadt
komme, weiterfuhr.
Da es bereits dunkel war und "an die Ausfahrt stellen mit Daumen raus"
wenig Erfolgschancen hatte, zumal ich in die Stadt wollte, suchte ich
einen Wagen mit Nagoya-Kennzeichen und fragte einfach. Frechheit
siegt, dachte ich mir. Außerdem hatte ich gehört, daß
Japaner einen Tramper eher mitnehmen, wenn man sie direkt fragt (Weil
sie sich dann direkt einen Eindruck machen können), als wenn man
an der Straße steht und trampt. Daß diese Theorie stimmen
muß, zeigte sich bei den ersten 3 jungen Japanern, die ich
ansprach. Sie schauten ein wenig verdutzt, erklärten sich aber
sofort bereit, mich mit nach Nagoya zu nehmen, wenn mir die mit
Malerfarbe etwas colorierten Sitze nichts ausmachen. Ich willigte ein
und sie fuhren mich bis zu einer U-Bahn-Haltestelle, von wo aus es nur
noch 15 min bis zum Hauptbahnhof waren. Unterwegs wurde ich noch
allerlei über Deutschland, Freundin, und Privates ausgefragt. Die
3 hatten alle noch keine Freundin und ich sollte ihnen nun deshalb
etwas Rat erteilen. Sehr viel konnte ich ihnen da aber auch nicht
weiterhelfen...
Vom Bahnhof Nagoya hat mich dann mein Freund abgeholt. Wie er mich in
dem Getümmel gefunden hat, ist mir schleierhaft. Jedenfalls ist
er plötzlich vor mir aufgetaucht und hat mich begrüßt.
Wir sind dann in ein Nobel-Izakaya (vergleichbar mit Gaststätte)
und ich mußte natürlich erstmal von meiner Reise
erzählen. Mein großer Rucksack lehnte direkt neben mir -
sah schon etwas komisch aus bei all den anderen Gästen, die
vorwiegend im Anzug erschienen. Später am Abend sind wir dann mit
dem Taxi zu ihm nach Hause gefahren.